Schöne Reise zur Festung von Kaiser Wilhelm II
Eine deutsche Festung
Zahlreiche Besucher nehmen den Weg, der zu diesem Hügel führt, der sich in der Nähe der Stadt Mutzig zwischen der Elsässischen Ebene und den Vogesen befindet. In diesem Hügel, nicht weit von unserem Ferienhaus in Elsass entfernt, verbirgt sich die größte deutsche Festung, die vor dem Ersten Weltkrieg gebaut wurde: Der Fort von Mutzig, auch bekannt als "Festung von Kaiser Wilhelm II", thront über dieser Region. Sie war in der Lage, im Falle eines Angriff der französischen Truppen, den Zugang zum Elsasstal zu blockieren. Die Festung erstreckt sich über eine Fläche von 254 Hektar, und der Weg rund um das Gelände ist elf Kilometer lang.

Allerdings ist nur ein kleiner Teil des Forts für die Öffentlichkeit zugänglich, der größte Teil ist ein Sperrgebiet. Auf diesem Teil befindet sich eine strategische Abhörstation der französischen Armee. Das Fort umfasst jedoch ein unglaubliches und beeindruckendes Labyrinth von unterirdischen Gängen, die Sie bei den interessanten, freundlichen Führungen entdecken können, die fast drei Stunden dauern und Ihnen die Lebensbedingungen der Soldaten sowie vor allem die technologischen Fortschritte der damaligen Zeit näherbringen.
Die Besichtigung ist außergewöhnlich aufgrund der Vielfalt der Ausstattungen, der museologischen Gestaltung, der Qualität der Erklärungen der Führer und der großartigen natürlichen Umgebung. Die Festung ist also alles andere als ein Ziel für monotone Stunden. Das Fort von Mutzig gehört zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten im Elsass. Auch weil sich die Kaiserfestung seit langem zu einem Ort des Friedens entwickelt hat
Historischer Kontext der Festung
Nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870-1871 und dem Friedensvertrag von Frankfurt glaubten Frankreich und das Deutsche Reich, das nur durch einen fragilen Frieden, der in Versailles ausgehandelt wurde, versöhnt war, dass ein weiterer Krieg unvermeidlich sei. Beide Seiten entschieden sich daher, die neue Grenze mit einer Reihe von Befestigungen gegen einen vermeintlichen Angriff der jeweils anderen Seite zu sichern.
Das Elsass-Lothringen wurde nach dem Friedensvertrag von Frankfurt an Deutschland abgetreten und blieb bis 1918 annektiert. Im Januar 1893 erteilte Kaiser Wilhelm II den Befehl, eine Festung in der Höhe dem Dorf Mutzig zu errichten. Der erste Stein wurde im April desselben Jahres gelegt, und die Baustelle wurde 1916 fertiggestellt. Die Feste von Mutzig war die erste betonierte, gepanzerte und elektrifizierte Befestigung Europas; außerdem auch die ausgedehnteste und mächtigste. Das Ziel der Festung war es, den Zugang zum Rheintal zu blockieren und einen französischen Vorstoß aus Belfort zu verhindern, damit die französische Armee die deutsche Armee im Falle eines Vormarsches in Richtung Belgien nicht von hinten angreifen konnte.
Nach der deutsche Strategie waren die Schussbatterien hauptsächlich nach Osten gerichtet, in Richtung ihres eigenen Landes. Von den fünf geplanten Fortifikationsbereichen wurden nur das Ostfort und das Westfort in einer bis dahin einzigartigen dreieckigen Form in Deutschland errichtet. Die Batterien, die Infanterie, die Beobachtungsposten und die Schutzräume wurden anschließend auf dem Gelände verstreut und durch ein sehr ausgeklügeltes Tunnelsystem miteinander verbunden. Am Ende des Ersten Weltkriegs fiel die Festung unversehrt in die Hände der Franzosen und wurde in das Verteidigungssystem des Rheins integriert.
Nach dem 13. Juni 1940, während des Zweiten Weltkriegs, erhielten die französischen Truppen den Befehl, die Rheinstellungen sowie die Festung, die damals als "Position von Mutzig" bezeichnet wurde, aufzugeben. Sie wurde ohne Kampf verlassen. Am 26. November 1944 umzingelten die amerikanischen Truppen schließlich die Festung und zwangen die deutschen Truppen zur Kapitulation, indem sie die Versorgungswege abtrennten.
Der Verein "Fort de Mutzig"
Seit 1984 kümmert sich der Verein Fort de Mutzig um die Erhaltung und Restaurierung der Befestigungen des Fort von Mutzig. Obwohl die Festung nach dem Zweiten Weltkrieg in gutem Zustand hinterlassen wurde, erwarteten die ersten Mitglieder keine leichte Aufgabe: Der Strom war lange Zeit abgestellt worden; die Stromkabel waren daher nicht mehr intakt, das Metall war stark vom Feuchtigkeitsgehalt des Ortes rostanfällig und viele Teile der Innenausstattung waren geplündert. Dennoch dauerte es nur zwei Jahre, bis die ersten Besucher die Tunnel besichtigen konnten, die damals noch mit provisorischer Beleuchtung ausgestattet waren.
Ausstattung der Befestigungen des Forts Guillaume II

Küchen, Bäckereien und Soldatenquartiere im Fort Mutzig
Eines der größten Herausforderungen war die interne Umgestaltung der Gebäude. Zu diesem Zweck eine Pumpengesellschaft das Grundwasser über Rohre in einer Tiefe von 95 bis 300 Metern abgepumpt, in die verschiedenen Teile des Gebäudes sowie in die Zwischensäle.
Außerdem hatten die verschiedenen Kasernen, die im Berg gebaut wurden, ihre eigenen Küchen und Bäckereien, Sanitätsräume und Operationssäle, Werkstätten, usw. Mit dieser Ausstattung konnten die Kasernen drei Monate lang unabhängig voneinander autark sein.

Setsames Gefühl
Wenig Soldaten waren bereit, freiwillig lange Zeit in der Festung zu bleiben. Ein seltsames Gefühl ergreift einen, wenn man in die Schlafsäle der Soldaten kommt. Reihen von engen, sogar sehr engen Blechbetten sind übereinander gestapelt. Es gibt kein natürliches Licht und keinen Überfluss, um den Zimmern einen Hauch von Komfort zu verleihen. Selbst ein altes Schild, auf dem 'Unser gemütliches Heim' steht, erweckt keinen falschen Eindruck.

Unterirdische Toiletten
Eine weitere große Herausforderung war die Evakuierung der Körperausscheidungen der Soldaten. Unterirdische Toiletten in diesem Ausmaß waren zu dieser Zeit nicht bekannt. Der wahrscheinliche Grund: Latrinen drohten, Gase zu erzeugen, die sich beim Kontakt mit Feuer oder Funken explosiv entzünden könnten. Um dieses Risiko zu vermeiden, wurden die Toiletten mit Deckeln und einem Abgassystem ausgestattet, das die Gase über ein Belüftungssystem aus der Festung abführte.
Geführte Besichtigung des Forts von Mutzig
Ihr Führer wird Ihnen auf unterhaltsame, aber auch kritische Weise diese faszinierende Militärgeschichte während Ihres Spaziergangs im Freien und vor allem in den unterirdischen Gängen erklären.
Alte Kriegstechnik

Der Zugang erfolgt vom Parkplatz und dem kleinen Ticketbüro über einen Graben, dem ehemaligen Schwachpunkt der Festung. Am Ende führt ein langer Gang ins Innere. Dies ist der Eingang in Richtung Frankreich. Und genau an diesem Ort gibt es eine Verzweigung mehrerer seitlicher Tunnel. Diese waren ausgehoben worden für den Fall, dass der Feind unterirdisch angreifen sollte.
Um dem entgegenzuwirken, sollte eine kleine Sprengladung in diesem langen Tunnel explodieren, der dann zum Tunnel des Feindes führt. Es handelt sich um eine jahrhundertealte Technik, die bereits 1529 vom Heiligen Römischen Reich verwendet wurde, um sich während der Belagerung Wiens gegen die Türken zu verteidigen. Im Altertum wurden Festungen auf diese Weise angegriffen, durch einen Tunnelkrieg.
Aber ein solcher Angriff hat hier nicht stattgefunden. Nur am 18. August 1914 startete die französische Kavallerie einen Scheinangriff auf die Festung, um zu überprüfen, ob sie noch besetzt war und zu Beobachtungszwecken genutzt wurde. Da es anschließend keinen ernsthaften Angriff auf die Festung gab, ist der größte Teil des Komplexes bis heute erhalten geblieben.
Eine zukunftsweisende Technologie

Für Technikbegeisterte ist die kaiserliche Festung ein Eldorado. Zum ersten Mal wurden Betonblöcke von der Industrie im Bau der Festung verwendet. Sie gelten als Pioniere des Fertigbauens. Der elektrische Strom wurde von imposanten Dieselgeneratoren der Marke Siemens geliefert. 1898 wurde eine Verbindung mit Straßburg, 20 Kilometer entfernt, mit dem ersten deutschen Radiotelefon hergestellt.
Viele Innovationen in der Festung des Kaisers Wilhelm II. erklären sich dadurch, dass es sich um die erste deutsche Festung handelte, die nach der Eröffnung der Schieferminen gebaut wurde, in denen ein neuer, viel stärkerer Sprengstoff als das bisher verwendete Schwarzpulver verwendet wurde. Zuvor genügte es, sich mit den Methoden des Mittelalters zu begnügen und traditionelle Festungen zu bauen. Große Erdbauarbeiten sollten die Festung schützen und es den Kanonen ermöglichen, durch geometrische Formen den Feind zu zielen, während er sich den Mauern näherte.
Ein Prototyp moderner Befestigung
Jetzt reichte das nicht mehr aus. Um einer Explosion dieses neuen, verheerenden Sprengstoffs zu überleben, wurden zunächst Beton und Stahlpanzerungen im Fort errichtet. Eine weitere Neuerung: Fast alle wichtigen Teile wurden tief im Boden gebaut, wie das Observatorium, und die Batterien können nach ihrer Nutzung geschlossen oder abgesenkt werden. Mit all diesen Innovationen gilt die Festung als ein Prototyp einer modernen, unterirdischen Befestigung.